Rezension – Auf ewig dein: Time School. Band 1 – Eva Völler

14.08.2017 17:41

Kurzbeschreibung

Willkommen in Venedig! Willkommen an der Zeitreise-Akademie! Getarnt als Theater ist dies der Ort, wo eine neue Generation von Zeitreisenden ausgebildet wird. Denn neue Abenteuer warten ...
Anna und Sebastiano sind zurück! Das Traumpaar der Zeitenzauber-Trilogie ist nach vielen bestandenen Abenteuern zu Zeitreiseprofis gereift. Grund genug, um eine eigene Zeitreiseschule in Venedig zu gründen. Dem Ort, wo die Liebe und die Reisen durch die Zeit ihren Anfang fanden.
Ihre ersten beiden Novizen sind die verführerische Fatima, ein Haremsmädchen aus dem 13. Jahrhundert, und der draufgängerische Ole, Sohn eines Wikingerhäuptlings. Die erste gemeinsame Mission zum Hofe Heinrichs des Achten gerät aber zum Debakel. Anna und Sebastiano haben alle Hände voll zu tun, ihre Zöglinge zu bändigen, als ein unerwarteter Besucher aus der Zukunft auftaucht und einen grausamen Tribut von Anna fordert: »Opfere deine große Liebe, damit die Zukunft fortbestehen kann!«
Der erste Band der neuen Jugendbuch-Reihe von Eva Völler

Erscheinungsdatum: 21. Juli 2017

Seitenzahl der Printausgabe: 384

Verlag: Bastei Lübbe (one by Lübbe)

ISBN-10: 3846600482

ISBN-13: 978-3846600481

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Lieben Dank an den Verlag für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars. Dieser Umstand hat keinen Einfluss auf meine Meinung und Bewertung des Romans.

Angaben zum Autor

Eva Völler hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Trotzdem hat sie zuerst als Richterin und später als Rechtsanwältin ihre Brötchen verdient, bevor sie Juristerei und Robe schließlich endgültig an den Nagel hängte. „Vom Bücherschreiben kriegt man auf Dauer einfach bessere Laune als von Rechtsstreitigkeiten. Und man kann jedes Mal selbst bestimmen, wie es am Ende ausgeht.“ Die Autorin lebt mit ihren Kindern am Rande der Rhön in Hessen.

Rezension – Schlüssel der Zeit

Lange habe ich dieses Buch ersehnt, war ich doch schon ein großer Liebhaber der Zeitenzauber-Trilogie um Sebastiano und Anna. Ich erinnere mich noch genau, wie ich diese vor Jahren binnen weniger Tage verschlungen habe. Umso schöner, dass es jetzt in neuem Gewand für die beiden weitergeht. In ‚Time School. Band 1‘ begegnen wir alten Gesichtern mit neuer Geschichte. Ein paar Jahre sind inzwischen vergangen, die lieb gewonnenen Protas erwachsen geworden. Wir treffen auf alte Bekannte, erfahren über ihr Schicksal, knüpfen neue Freundschaften und finden in einen frischen Zeitreiseabenteuer-Rahmen. Ich liebe es. Das vorweg. Für eine solche Art an Geschichten bin ich immer zu haben. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Zum Inhalt möchte ich hier gar nicht viel loswerden, die Klappe gibt schon genug Einblick in das neue Zeitreiseabenteuer. Nur so viel sei gesagt:

Anna und Sebastiano lieben sich nach wie vor innig, leidenschaftlich, ja turtelnd. Dennoch sind sie reifer geworden, und mit ihnen ihre Profession: das Zeitreisen. Gemeinsam mit dem Alten José haben sie eine Zeitreiseakademie eröffnet, um ihr Wissen an potenzielle Zeitreisende aus allen Zeiten weiterzugeben und mit ihnen neue Abenteuer und Missionen zu bestreiten. Natürlich immer im Fokus: Der Fortbestand des Hauptzeitstroms. Dabei begegnen sie alten Feinden und neuen Widersachern – in den unterschiedlichsten Formen. Müssen zeitgleich die Herausforderung des Unterrichtens eines so komplexen Vorgangs wie des Zeitreisens – man bedenke nur unterschiedliche Mode, Etikette, Sprachgepflogenheiten usw. – meistern und dabei Charaktere aus verschiedensten Zeitaltern und Hintergründen zusammenbringen. Mit ihnen eine Einheit bilden. Dann wäre da aber auch noch die Beziehung der beiden: sie sind verlobt.

  • Doch lässt so etwas Komplexes und Paradoxes wie das Zeitreisen überhaupt eine Beziehung mit Bestand zu?
  • Welchen Gefahren und Abenteuern müssen sich die Mitglieder der Zeitreiseakademie hier stellen?
  • Führt dies Anna und Sebastiano enger zusammen oder treibt es gar einen Keil zwischen die beiden?
  • Was haben ein Mädchen aus den Irrungen und Wirrungen der Zeit und ein Mysteriöser Doppelgänger damit zu tun?
  • Und warum führt es die Zeitreisenden dieses Mal wieder und wieder an den Hof Heinrichs des Achten, welche Mission/en haben sie dort?

Schreitet durch das Tor der Zeit und lasst Euch berauschen. Aber Achtung: Verliert Euch dabei nicht im Nichts.

»Wir waren woanders, aber wir beide sind von dort weggegangen.«

Der Einstieg in die Geschichte verlief langsam und ruhig. An manchen Stellen etwas zu langatmig und weniger temporeich, als ich es doch aus der Zeitenzauber-Reihe gewohnt war. Da hätte ich mir hier und da etwas mehr Raffung und Pfeffer gewünscht. Ab Seite 100 legte sich das aber, und die Abenteuer, Überraschungen und Wendungen sorgten für den nötigen Kitzel, die gewünschte Spannung, für das Knistern zwischen der Zeit. Die Zeitreiseschule als Grundgedanke und Basis der Geschichte ist ein sehr fesselndes Thema. Auch wenn ich mir die Umsetzung dieser etwas anders vorgestellt habe. Als eine richtige Akademie und weniger als ein Zusammenschluss Annas und Sebastianos mit ein paar Schülern aus und durch die Zeit. Aber ich denke, das entwickelt sich noch im Laufe der Reihe. Von daher bleibt es aufregend.

Sprachlich ist das Buch in vier Teile gegliedert, die mit den jeweiligen Missionen, inneren Kämpfen und Reisen ins Jahr 1540 wechseln. Jedem Teil obliegt seine eigene Aufgabe, Wendung und sein eigenes Gefühlschaos. Das ist sehr gut durchdacht und hält den Leser in der Geschichte. Man möchte wissen, wie sich am Ende alles fügt und wie die einzelnen Stränge zusammenlaufen. Erzählt wird aus Annas Perspektive, was dem Leser einen sehr guten Einblick in ihre Gefühlswelt ermöglicht. Es lehrt uns sie besser verstehen. Durch einen Großteil des Buches wird sie von Träumen geplagt, immer verbunden mit einem mysteriösen Mädchen und der Suche nach einem Schlüssel. Ein Schlüssel, der in der Realität alte Feinde auf den Plan ruft und neue Gefahren einleitet, die es zu überstehen gilt. Als Team. Das verknüpft sich sehr gut mit dem Akademiegedanken und hat mir äußerst gefallen. Die Geschichte zeigt: Manchmal liegt der Schlüssel der Zeit in unseren Herzen. Und in den Herzen derer, die wir lieben und einst lieben werden. Ob wir es sehen oder nicht. Ein Gedanke, der sich durch das ganze Buch zieht und die Geschichte zu einem Pageturner macht, da es herauszufinden gilt, was dieser Schlüssel ist und bedeutet. Für Anna. Für Sebastiano. Für alle. Für die Zeit.

Ich persönlich fand es toll, im Laufe der Geschichte immer wieder an den Hof Heinrichs des Achten zurückzukehren. Es ist ein gern gesehener Schauplatz für eine Vielzahl von Erzählungen. Jeder hat sein Bild dazu, er funktioniert einfach gut. So auch hier. Man hat sich daher direkt gut in der Geschichte und ihrer szenischen Umgebung zurechtfinden können. Zumindest erging es mir so. Ich konnte mich schnell der Schönheit und erzählerischen Reise hingeben, die dieses Buch zu bieten hat. Das wurde auch von Eva Völlers Schreibstil unterstrichen. Die Autorin überzeugt mit einem schwungvollen und leichten Schreibstil, der durch seine Leichtigkeit nicht überdichtet, sondern den Leser gekonnt durch die Seiten und die Geschichte trägt. Sie lässt sich flüssig und an einem Stück lesen. Meiner Meinung nach sollte man aber die Zeitenzauber-Reihe gelesen haben, um wirklich in der Thematik und den Charakter-basierten Verstrickungen dieses Erzähluniversums drin zu sein. Natürlich gibt es hin und wieder auffrischende Rückblenden und Erklärungen, sie haben das Ganze für mich teilweise aber eher langatmig werden lassen, als dass ich dadurch wieder voll drin gewesen wäre. Generell ist der Auftakt eher ruhig, wenig temporeich, gibt aber Raum für Spekulationen über künftige Geschehen.

Nun zu den Charakteren: Mit Anna hatte ich im Gegensatz zu Zeitenzauber hin und wieder doch meine Probleme, da sie mir an manchen Stellen etwas zu naiv und unbeholfen daherkam, sich leicht – zu leicht – verunsichern oder ablenken ließ. Mehr als einmal habe ich mir die Frage gestellt, ob sie denn nicht in sich, Sebastiano und ihre Liebe vertraute, während sie sich an anderer Stelle zu sehr von ebendieser hat einnehmen lassen – trotz einer ernsten Warnung. Ich weiß, es klingt paradox. Ich denke, beim Lesen der Geschichte werdet ihr meine Meinung vielleicht nachvollziehen können. Da war mir einfach zu wenig gedankliche wie auch paarbasierte Auseinandersetzung dabei. Sebastiano war gewohnt stark, charismatisch und liebevoll – wie ich ihn schon aus der Ursprungstrilogie her liebe. Das Wiedersehen mit ihm hat mich sehr gefreut. Mein Highlight hingegen waren aber die neuen Charaktere: und zwar allesamt. Die Schüler der Time School mit all ihren Hintergründen und Geheimnissen waren interessant ausgestaltet. Ich wurde direkt mit ihnen warm. Es war fast so, als würde man mit ihnen neue Freunde kennenlernen und ihre Eigenheiten Stück für Stück entdecken. Allesamt sind sie auf ihre Art stark, haben doch aber auch ihre eigenen Päckchen zu tragen. Kein Wunder, wurden sie doch aus ihrer Zeit gerissen. Sie haben mir ausnahmslos sehr gut gefallen. Ich möchte hier nicht näher darauf eingehen. Denn sie kennenzulernen, sollte für jeden selbst ein Lesegenuss sein. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergeht. Und ja, ich habe ein neues #Ship: die orientalische Schönheit und der Wikinger. Wer weiß, vielleicht behalte ich ja recht. Auf jeden Fall liebe ich deren pfiffige Spitzen. Egal ob gegeneinander oder an Sebastiano und Anna gerichtet. Sie geben der Geschichte Feuer und Spritzigkeit. Lassen es prickeln. Jeder der Charaktere trägt in Summe zu einem sehr gut durchdachten und auf unterschiedlichen Fertigkeiten basierten Team bei, das in Folge auf viel Spannendes und Abenteuer durch die Zeit hoffen lässt. José bzw. die Autorin hat da sehr gut gewählt. Ihre Dialoge sind stets pfiffig und mit Charme und Witz gestaltet. Sowie mit dem der jeweiligen Thematik – Paradoxa, Gefahr für die Liebe, Lesen fremder Tagebücher – angemessenen Gefühl getränkt. Die größte inhaltliche Überraschung für mich: Eine neue Zeitzone oder Dimension, die wirklich Schwung in die Geschichte brachte und uns mit Sicherheit auch in Zukunft noch in Trab halten wird bzw. Anna, Sebastiano und die gesamte Time School. Es war teilweise echt spannend und lustig zugleich, über die Eigenheiten der aus dieser Dimension stammenden Zeitspringer zu lesen. Das macht es nachvollziehbar und führt zu einem echten Lesegenuss.

Was das Lesen bringt, zeigt auch das Cover: Es ist ein Traum, Traum, Traum, ein wahrer Augenschmaus. Lange warte ich schon auf ein Cover, das in meiner Lieblingsfarbe Grün daherkommt und gleichzeitig überzeugt. Das hiesige wirkt edel, fühlt sich toll an – der Umschlag weist eine interessante und vor allem unempfindliche Struktur auf. Und verknüpft einfach alles, was in der Geschichte von Bedeutung sein wird. Besonders gefällt mir, dass es oben und unten fließend wird. Wie der Zeitstrom, durch den sich die Protas bewegen. Wenn ihr versteht, was ich meine.

Immer wieder ein Highlight: Eva Völlers ganz eigene Zeitreiseregeln. Hier sei nur mal der intergalaktische Translator genannt, der einfach gute Stimmung beim Lesen garantiert. Damit bringt sie hin und wieder auch den Schmunzelmoment, der ihre Geschichten zu etwas Besonderem macht, mit rein. Und besonders war auch diese: Ein Wiedersehen, ein Neuanfang, ein echtes Abenteuer durch die Zeit. Voll Liebe, Herz und Geheimnis.

 

Viel Spaß beim Lesen,

 

Eure Jil Aimée