Rezension – Der kleine Prinz wird erwachsen – Andreas Wassner
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Kurzbeschreibung
Hast du dich schon einmal gefragt, was aus dem kleinen Prinzen wurde, nachdem er seine Hülle in der Wüste zurückgelassen hatte? Viele Fragen blieben unbeantwortet. Vielleicht hat es sich ja so zugetragen: Einige Zeit, nachdem er die Erde verlassen hatte, kehrte er zurück viele offenen Fragen beschäftigten ihn. Vor allem wollte er herausfinden, wie aus den tollen Kindern oft so seltsame große Leute werden können, die dann gar nichts mehr verstehen. Viele Jahre lang mischte er sich unter die Menschen und erlebte schöne, aber auch schreckliche Dinge, die ihn teilweise sehr verwirrten. Nun war er auf der Suche nach einem Freund, mit dem er seine Erlebnisse teilen und besprechen konnte. Diesen fand er auf einem kleinen Asteroiden ...
Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2017
Seitenzahl der Printausgabe: 104
Verlag: Bucher GmbH & Co. Druck Verlag Netzwerk
ISBN-10: 3990184318
ISBN-13: 978-3990184318
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Ich habe dieses Buch zur Besprechung vom Autor selbst erhalten. Dieser Umstand hat keinen Einfluss auf meine Bewertung.
Angaben zum Autor
Andreas Wassner, geboren 1971 in München. Nach seinem Wirtschaftsstudium organisierte er Firmenevents in Europa und in den USA. Seine Gesundheit veranlasste ihn, sein übertriebenes Arbeitspensum zu verringern und sich einen Jugendtraum zu erfüllen: Er fuhr drei Jahre lang im Mittelmeer und in der Karibik zur See. Seine daran anschließende Zeit als Leiter eines Jugendprojektes beeinflusste dieses Buch maßgeblich.
Rezension – Von Fragen, die offen blieben und Antworten, die die Gesellschaft heute sucht
In dieser etwas anderen Fortsetzung zu einem Weltwerk, das seinesgleichen sucht, trifft der kleine Prinz, der inzwischen im Alter eines Heranwachsenden ist, auf einen (seinen) alten Freund. Gemeinsam beobachten sie die Welt, beleuchten vergangenes Erlebtes und wagen einen Blick in die Zukunft und erörtern die Probleme, vor denen diese samt Menschheit steht. Wer der Freund ist, ist schnell klar für alle, die mit dem Herzen sehen. Es ist eine sehr schöne Geste und Hommage, die mich berührt hat. Einem großen Werk gerecht zu werden, es gar fortzuschreiben obliegen immer viele Herausforderungen und kritische Stimmen. Man sollte mit dem Herzen und einem offenen Geist an diese Sache gehen – sowohl als Autor als auch als Leser, dann erkennt man es für das, was es ist: die Liebe zur einstigen Geschichte, verbunden mit dem Weitertragen der ursprünglichen Botschaft in die heutige Zeit. Und dies ist dem Autor in herausragendem Maße gelungen. Zumindest für mich.
Junge Menschen werden an das eigene Nachdenken herangeführt, weg vom Zorn gegenüber allem, was sie nicht verstehen und was sie wiederum nicht versteht. Ihnen wird aufgezeigt, dass es nie einer alleine ist, der richten kann, sondern es ein Zusammenspiel vieler ist, eine Gemeinschaft. Wenn die seltsamen großen Leute eben genau das bleiben: seltsam, dann gibt es stets auch die Möglichkeit für den jungen Geist, den ersten Schritt zu wagen. Das erfordert Mut, keine Frage. Doch niemand ist perfekt geboren, niemand wird je perfekt. Und wir alle haben immer nur das Jetzt. Wenn wir es aus Zorn verpassen, verpassen wir das Leben.
»Ich wollte wissen, wie aus euren tollen Kindern so oft seltsame große Leute werden, die dann gar nichts mehr verstehen.« (S. 12)
Den Menschen mit seinen Fehlern und Facetten zu akzeptieren und mit dem Herzen zu sehen, das führt jedoch dazu, Missverständnisse zu vermeiden, Reibungspotenzial zu verringern und sich einander besser vertraut zu machen, um vermeintlich brenzlige Situationen in Wohlgefallen zu lösen. Dies ist für mich mit Abstand die stärkste Botschaft des vorliegenden Buches und sie liefert so viel mehr als das. Sie liefert Mut, Kraft und zeigt, dass es auch okay ist, mal nicht okay zu sein. Dass es okay, nicht wie die anderen, sondern einzigartig zu sein.
»Andere gibt es doch schon genug!« (S. 33)
Dass wir alle das Herz teilen und doch einzigartig bleiben sollten. Dass Verständnis und Nachfrage weit mehr bringen als Vorverurteilung und Abwendung. Dabei greift der Autor auf viele brandaktuelle Themen zurück und bringt sie parabelartig in Einklang mit dem Ursprungswerk. Hier sei nur die gesellschaftliche Schere, der Wandel zu nennen als eines von vielen Beispielen. Was früher in Gemeinschaft geschafft wurde, bleibt heutzutage oft einem Einzelnen allein überlassen. Daraus folgen natürlich gewisse Mängel, die der Autor durch ein erneutes gemeinschaftliches Agieren wieder schrumpfen sieht, wenn man es denn nur tut: gemeinsam, statt einsam. Auch zeigt er auf, indem er uns sprachlich alte Bekannte wiedertreffen lässt und deren Werdegang in die heutige Zeit zieht, dass es wichtig ist, immer eigenverantwortlich zu handeln, ohne dabei Respekt, Achtung und Freundlichkeit anderen gegenüber zu verlieren. Untermalt werden diese Botschaften mit bildlich wechselnden Szenen und passenden Zeichnungen, die in typischer Kleiner-Prinz-Manier im Herzen bewegen. Der Autor tadelt nicht, belehrt nicht, sondern nimmt an die Hand und bittet darum, folgende Botschaft zu verinnerlichen: Sieh hin, lebe, sei dankbar. Du hast das Jetzt, es zählt! Höre auf deine Träume, sie sind Motor, Motivation, Antriebskraft und entspringen deinem Herzen. Sei respektvoll, sieh mit dem Herzen. Es ist dein Auge für das, was sich hinter dem Offensichtlichen verbirgt und dort geschieht. Wie es uns Antoine einst gelehrt hat, erinnert uns Andreas daran, das Wesentliche tief in uns zu spüren. Und das sind nicht Geld und Besitztümer, sondern Liebe und Freundschaft. Nur dann werden wir auch verstehen, was die Welt wirklich ausmacht.
»Doch am liebsten sind mir immer noch die Sonnenuntergänge. Durch sie erreiche ich die Menschen direkt im Herzen.« (S. 29)
Die Geschichte ist wirklich schön und bietet noch viel Potenzial, bleibt immer aktuell und regt zum Träumen, Nachdenken und Leben an. Auch das gewählte Kleid mutet dem Kleinen Prinzen (dkP) entsprechend toll an, ist haptisch von guter Qualität und entspricht mit Cover, Bildern und Ton dem, wie ich mir den kleinen Herzensfreund heute vorstellen könnte. Besonders gefallen hat mir die Widmung zu Beginn, da sie selbst schon eine tolle Botschaft bietet. Außerdem war es sicher schwer für den Autor, die damaligen Etappen dkP mit heutigem Bezug zu versehen und mit Weitsicht zu füttern, doch es ist ihm wirklich sehr gut gelungen.
»Träume sind die eleganteste Art und Weise, sich auf seine Ziele hinzubewegen.« (S. 74)
Alles in allem: Ein kurzweiliges Lesevergnügen voller Botschaften zwischen den Zeilen, die aktueller nicht sein könnten und deren Brisanz immerwährend scheint. Die Sprache ist dabei einfach und verständlich gewählt, sehr an den Ton des ursprünglichen und allseits geliebten Werkes (mein Lieblingswerk!) angelehnt und damit zu einer würdigen Ausweitung dieses geworden. Teilweise bleibt sie ausbaufähig, doch wie der kleine Prinz wächst, so wächst ja auch das geschriebene Wort. Unser erwachsen gewordener Prinz ist für mich ein generationsübergreifender An-die-Hand-Nehmer, der wie ein guter Freund wirkt.
Viel Spaß beim Lesen.
Eure Jil Aimée