Rezension – Die Blausteinkriege I.: Das Erbe von Berun – T. S. Orgel
Kurzbeschreibung
Magie ist ein gefährliches Spiel …
Einst war es der Nabel der Welt, doch nun steht es vor dem Niedergang: das Kaiserreich Berun, gegründet auf die Schlagkraft seiner Heere und den unerbittlichen Kampf gegen die Magie des Blausteins. Als Beruns Macht schwindet, kreuzen sich die Pfade dreier Menschen – ein Mädchen, ein Schwertkämpfer und ein Spion. Keiner von ihnen ahnt, wie unauflöslich ihr Schicksal mit der Zukunft von Berun verwoben ist.
Das Zeitalter der Blausteinkriege ist angebrochen …
Erscheinungsdatum: 12. Oktober 2015 (broschiert)
Seitenzahl der Printausgabe: 608
Verlag: Heyne Verlag
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Lieben Dank an den Heyne – Verlag für das Zusenden eines Rezensionsexemplars.
Angaben zum Autor
Hinter dem Pseudonym T.S. Orgel stehen die beiden Brüder Tom und Stephan Orgel.
Tom, Jahrgang '73, lebt im Spessart und verdient sein Geld als selbständiger Grafik-Designer und Texter. Er treibt schon lange nicht mehr genug Sport und leidet unter Rollenspielentzug.
Sein Bruder Stephan, geboren 1976, lebt und arbeitet irgendwo in Hessen in der Verlagsbranche, unter anderem als Fachredakteur. Er ist deutlich fitter als sein Bruder und noch immer begeisterter Rollenspieler.
Neben einer Reihe von Kurzgeschichten in Anthologien und diversen elektronischen Veröffentlichungen erschien 2012 mit "Orks vs. Zwerge" ihr erster gemeinsamer Roman. Er erreichte die Longlist der Kategorie bestes Debüt beim Phantastik-Literaturpreis Seraph, dem Jurypreis der Phantastischen Akademie, und wurde 2013 als Bestes deutschsprachiges Romandebüt mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Die Reihe wird fortgesetzt durch "Orks vs. Zwerge - Fluch der Dunkelheit" und Orks vs. Zwerge - Der Schatz der Ahnen".
Rezension – Wenn die blaue Macht in Deinem Innern erwacht und Imperien zu fallen beginnen…
Auf den Inhalt des Beginns der ‚Blausteinkriege‘ möchte ich gar nicht so sehr eingehen, denn der knappe Klappentext selbst lässt schon vieles an Geschehen erahnen, dass in dieser Romanreihe an Brisanz und Wichtigkeit gewinnen wird. Daher werde ich Euch einfach mal nur sagen, was mich an der Geschichte und ihrer Ausarbeitung so überzeugt hat.
Der Auftakt des neuen Fantasy-Epos der Orgelbrüder glänzt in seiner detaillierten Ausarbeitung und wunderbaren Komplexität. Der Roman überzeugt durch fein gezeichnete, plastisch wirkende Bilder um die Welt(en) des Blausteins und deren Macht, die sich beim Lesen visualisieren.
Das in Blautönen gehaltene Cover mit seinem Schloss und den Heerscharen, die passend zum Titel schon die Idee des Buches vermitteln, mutet in einem matten und samtigen Touch zu großem Lesevergnügen an.
Ein großer Bonus in diesem dicken Wälzer von knapp 600 fantastischen Seiten, der das Ganze vervollkommnet, ist die Landkarte samt Glossar, die einem die Gänze dieses einzigartig gelungenen Epos verdeutlichen und einem jederzeit die Möglichkeit der Nachvollziehbarkeit und des Erkundens dieses Abenteuers ermöglichen.
Die Autoren selbst sind sehr herzlich und lesernah. Ich hatte im Rahmen der #FBM2015 kurz die Möglichkeit mit dem Autorenduo ins Gespräch zu kommen und konnte so vieles über ihren Arbeitsalltag und ihr Schreiben erfahren. Sehr charmant, informativ und liebenswert. Mit ihrem aktuellen Roman ‚Die Blausteinkriege I.‘ schafften sie es, mich vor allem durch ihre kontrastreiche und visuelle Sprache sowie das Schaffen echter und fantastischer, herausfordernder Figuren zu überzeugen. Ebenso vielfältig sind auch die Charaktere. Es gibt welche, die liebevoll und hart zugleich anmuten. Dann sind da auch die charakterlich hässlichen, dafür aber umso ehrlicheren und greifbarer wirkende Figuren. Es sind Charaktere, die erst um die Sympathie der Leser kämpfen müssen und jene, die sich darum nicht scheren. Das macht sie haptisch und echt und liefert dem Roman auch in seiner an sich fantastischen Grundlage authentische Strukturen. Ein weiterer Vorteil dabei sind auch die kapitelweisen Perspektivenwechsel, die einen den Fortgang der Geschichte aus den Augen der ca. fünf Hauptpersonen erfahren lassen. Welche das sind, gilt es für Euch durch das Lesen selbst zu ergründen. An dieser Stelle meinerseits ein kleiner Kritikpunkt. Ich persönlich hätte die recht kurzen Kapitel an manchen Stellen gerne etwas ausgeweiteter gesehen, bzw. generell eine gleichbleibendere Kapitellänge begrüßt. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt, der der Kraft und Aussage des Romans keinen Abbruch tut.
Es hat mich eine Weile gedauert, dieses Epos in seiner Fülle zu verschlingen. Ich wollte ihm einfach die Zeit geben, derer es bedarf, um seinen Zauber und sein Abenteuer vollends entfalten zu können. Und genau das ist dieses Buch: voller Zauber, Abenteuer und dem Spiel um die Macht. Ein Spiel dessen Fäden durch einen Puppenspieler im Hintergrund gezogen werden, während jeder Bereich, jede Schicht dieser Welt seine Kämpfer bekommt. Kämpfer in einem Kampf um die Oberhand und einer Verflechtung vieler Einzelschicksale, die – ob sie es wollen oder nicht – unwiderruflich miteinander in Verbindung stehen. In Verbindung in einem Kampf um Erhalt und Zerfall. Um Widerstand und Sieg. Um das Bekunden, dass sich zu manchen Zeiten Religion, Herrschaft und Dekadenz vor der Vernunft verbeugen (sollten). Imperien fallen, doch der Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Es ist ein Epos über den Zerfall von einst so festen Strukturen einer Gesellschaft, und den Chancen und Risiken, die daraus erwachsen. Es stehen sich Welten von Herrschern gegenüber, die ein jeder für sich, die zerstörerische Macht des Blausteines beanspruchen und zugleich verfluchen. Schicksale werden verworfen und neu gebildet. Einstige Helden zerbrechen an ihren Taten und neue steigen empor. Allem aber liegt ein unerschütterliches Wissen zugrunde, das viele einfach nicht wahrhaben wollen: Magie hat immer ihren Preis und das Spiel mit ihr ist stets gefährlich.
"Essen ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln."
Ob die Wenigen, die sich dieser Tatsache bewusst sind, das Schicksal der Welt zum Guten wenden können, bleibt Euch durch Lesen dieses Auftaktes selbst zu erfahren. Es lohnt sich. Es ist ein Abtauchen aus unserer Welt in das Unbekannte und dennoch fallen einem Parallelen zum Geschick unserer eigenen Welt auf. Lasst Euch begeistern und erlebt die ‚Blausteinkriege‘ selbst.
„Schlicht wie seine Schlachten, aber ausgesprochen bewundernswert.“
Eure Jil Aimée