Rezension – Gestorben wird morgen – Victoria Seifried

19.12.2018 15:21

#werbung #unbezahlt #presseexemplar

Kurzbeschreibung

Mit Dates und Katastrophen durchs Leben: bissiger Humor von Erfolgsautorin Victoria Seifried.

Wolfgang ist Ende dreißig, Bestattungsunternehmer und am liebsten alleine. Während ihm die Toten schon lange keinen Schrecken mehr einjagen, hat er Angst vor den Lebenden. Small Talk, Restaurantbesuche, Dates? Für Wolfgang ein Albtraum!

Sein bester und einziger Freund Oskar kann das gar nicht verstehen. Er versucht immer wieder, mit ihm unter Leute zu gehen, was häufig in einer Katastrophe endet. Doch als eines Tages die gut gelaunte Autorin Alma in Wolfgangs Bestattungsinstitut auftaucht, gerät sein Versteckspiel vor dem Leben plötzlich ins Wanken …

 

 

Erscheinungsdatum: 9. Oktober 2018

Seitenzahl der Printausgabe: 252

Verlag: Tinte & Feder

ISBN-10: 2919803425

ISBN-13: 978-2919803422

Hier gehts zum Buch: Tinte & Feder / Victoria Seifried

Ich habe dieses Buch von der Autorin als Presseexemplar erhalten. Dieser Umstand hat keinen Einfluss auf meine Beurteilung.

Angaben zur Autorin

Victoria Seifried ist das Pseudonym der Sachbuchautorin und Psychologin Victoria Bindrum. Victoria Bindrum veröffentlicht psychologische Ratgeber, als Victoria Seifried schreibt sie Liebesromane. Sie wurde 1987 in Berlin geboren und lebt dort mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen.

Rezension – Versteckt zurück ins Leben

(Ein kleiner Spoiler enthalten!)

In Gestorben wird morgen suchen wir gemeinsam mit dem etwas spleenigen, nicht minder liebevollen Wolfgang – seines Zeichens Bestatter und mehr der Ruhe der Toten als dem Aufruhr des Lebens zugeneigt – den Weg zurück in das Leben und die Liebe. Zunächst etwas unfreiwillig. Natürlich ausgelöst durch eine Begegnung mit einer gewissen Dame, zu der ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten will. Aber es ist eine Dame, die es in sich hat, ihn fordert und überrascht. Ihm den Anreiz des Lebens zurückgibt. Für mich gipfelt dieser Teil der Geschichte mit einem Kuss im Krematorium. Klingt nicht romantisch, was? Wartet es ab. Die Liebe kennt viele Wege.

Denn Wolfgangs Geschichte und Art, zu lieben, ist anders, als ihr vielleicht denkt. Was humorvoll verpackt ist, geht tief unter die Haut. Bewegt und lässt einen so schnell nicht los. Das hat mir besonders an diesem Roman gefallen. Seifried erzählt mit einer Herzlichkeit und einem bissigen Esprit, den man bei einem Bestatter nie vermuten würde. Zeichnet diesen klischeehaft spleenig, versehen mit einer wahren Angst vor dem Leben, und doch erfrischend anders. Spielt mit Widersprüchen, denn für mich ist Wolfgang auf eine ruhige Weise mutig. Er bricht aus, aus allem, was ihm bisher Halt gegeben hat. Sieht sich dabei mit einem großen Teil seiner Ängste konfrontiert. Hier sei nur mal das Scheitern an simplen Alltagsaufgaben wie der Bestellung eines Kaffee genannt. Aber die Autorin erklärt humorvoll verpackt, ohne sich darüber lustig zu machen, dass nicht alles, was für uns normal und simpel ist, für jedermann so sein muss. Menschen unterscheiden sich, haben ihre eigenen Stärken und Schwächen, vielleicht neurotische Macken, skurrile Vorlieben und Hobbys, aber am Ende sind sie alle Menschen. Und es wert, geliebt zu werden. Diese Geschichte hat mich dank ihrer Vielschichtigkeit, überraschenden Tiefe vom Thema her, dem leichten Umgang in Wort und Schrift, dem skurrilen Ton und der komischen Elemente sowie lebendig erzählten Handlungsstränge wegen überzeugt. Ich habe das Lesen geliebt, und genau das sollte ein gutes Buch in einem auslösen. Es ist der Charme der menschlichen Nicht-Perfektheit des kuriosen und irgendwie auf seine ganz subtile Weise abenteuerlichen Lebens des Bestatters Wolfgang, der mich die Seiten hat schmunzelnd umschlagen lassen.

»Das klingt, als würden wir beide unser Leben selbst ziemlich sabotieren […]«

Dieses Darstellen des Wenn-das-Leben-einmal-anders-wirklich-so-komplett-anders-läuft,-als-man-es-geplant,-geschweigen-denn-es-sich-gewünscht-hat kennt doch jeder von uns. Es gibt sie: diese traurigen Begegnungen und Geschehnisse, die dennoch irgendwie unerwartet mit Hoffnung versehen und mit Wünschen und Träumen angereichert sind. Wie bei Wolfgang und seiner Alma, die einem die Lesezeit versüßen. Ich habe selten so gelacht und genossen wie bei diesem Roman

  • Ist der Tod zum Fürchten oder eher das Leben?
  • Verläuft es gerade oder irrt es auf Abwegen umher?
  • Vielleicht ist das Leben ja schön, auch Wolfgangs?

Findet es heraus und lasst euch in eine Erzählung aus männlicher Sicht mitreißen. Eine Geschichte über den Mut, das Leben zu wagen und es lieben zu lernen. Über das Sprengen der eigenen Grenzen. Über das Verlassen der eigenen Komfortzone, um Neues zu entdecken. Positive Überraschungen zu erleben und seinen Blick zu weitern.

Kritik: Etwas mehr unvorhersehbare Wendungen und Steigerung im Spannungsbogen sowie an manchen Stellen etwas weniger seichtes Erzählen hätten es für mich absolut rund gemacht. Da hat es mir hier und da leider etwas gefehlt. Dennoch war es ein äußerst unterhaltsames Lesen, das vor Esprit und Humor strotzt und mit originellen Charakteren und einer erfrischenden Erzählweise überzeugt.

Meine Leseempfehlung für einen kurzen Ausbruch aus dem Alltag und das Lesevergnügen für zwischendurch. Zum Ins-Herz-Schließen, Lachen und Wohlfühlen. Einfach ein großes Lesevergnügen – unterhaltsam, amüsant, ungeschönt ehrlich. Für mich erfrischend anders, eine Perle in der humoristisch tiefgründigen Literatur.

 

Eure Jil Aimée