Rezension – Nothing More (After, Band 6) – Anna Todd

11.09.2016 15:57

Kurzbeschreibung

When he falls in love, he loves too hard.
New York ist anders als alles, was Landon bisher kannte. Aber er hat einen netten Job, liebt die Uni und kann seiner Exfreundin Dakota zum Glück aus dem Weg gehen. Sein winziges Apartment in Brooklyn teilt er sich mit seiner besten Freundin Tessa. Sie kennt sich mit Liebeskummer aus.
Als Landon sich plötzlich zwischen zwei schönen Frauen wiederfindet, ist es das totale Chaos. Extrem aufregend. Fast wie eine Sucht. Es wird sich schon irgendwie regeln, aber der Weg dahin ist vermutlich ... ziemlich crazy.
Erscheinungsdatum: 12. September 2016 (deutsche Erstausgabe)

Übersetzt von: Sabine Schilasky, Anja Mehrmann

Seitenzahl der Printausgabe: 230

Verlag: Heyne Verlag

Hier gehts zum Buch: Anna Todd / Amazon

Lieben Dank an den Heyne Verlag und die Verlagsgruppe Random House für das Zusenden eines Vorab-Rezensionsexemplars.

Angaben zum Autor

Anna Todd lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann in Los Angeles. Sie haben nur einen Monat nach Abschluss der Highschool geheiratet. Anna war schon immer eine begeisterte Leserin und ein großer Fan von Boygroups und Liebesgeschichten. In ihrem Debütroman AFTER PASSION konnte sie ihre Leidenschaften miteinander verbinden und sich dadurch einen Lebenstraum erfüllen.

Rezension – Von Altlasten, lila Versuchungen und neuen Chancen

In ‚Nothing More‘ begeben wir uns zusammen mit Landon G. aus der After-Reihe nach NYC – zum Studium, zum Wohnen, aber vor allem zum Leben. Er wollte in der Stadt, die niemals schläft, neu anfangen. Gemeinsam mit Dakota – seiner ersten großen Liebe, die sich dort den großen Traum der Tanzkarriere verwirklichen will. Doch es kommt anders, als er dachte, denn auch Dakota will neu anfangen – jedoch ohne ihn. Landon zieht dennoch noch NYC – gemeinsam mit Tessa, die gerade in der Trennungsphase zu Hardin steckt. Gemeinsam versuchen sie sich Halt zu geben, sich zu heilen, einander gute Freunde zu sein und das Abenteuer Großstadt zusammen zu erkunden.

Um Studium und Wohnung zu finanzieren – unabhängig von der Unterstützung seines Stiefvaters -, jobbt Landon in einem Café. Dort ist er die gute Seele, immer freundlich, hilfsbereit. Sogar zu der neuen Barista, die ab und an ihre kleine Schwester mit dabeihat. Ebenso zu der jungen Kassiererin des Deli an der Ecke, die er immer nur lernend oder arbeitend antrifft. Natürlich vor allem auch zu Tessa, die er hier und da mit Samthandschuhen anfasst, da Hardins Besuch bald ansteht und er sie möglichst schonend darauf vorbereiten will. Leider versäumt er es bei seiner ganzen Rücksichtnahme und Umsorgerei, ihr den genauen Termin mitzuteilen – wir können uns also auf ein Feuerwerk in Band zwei gefasst machen. Landon ist einsam und in seiner Hilfsbereitschaft anderen gegenüber versucht er dieser Einsamkeit zu entfliehen - neue Freundschaften zu schließen, fällt ihm jedoch sehr schwer. Er war es gewohnt, nur an Dakotas Seite zu existieren, für sie da zu sein. Ein Leben ohne sie, das kennt er nicht. Dennoch muss er genau das jetzt leben. Er versucht es, strengt sich an. Wirklich. Er will erst einmal sein Herz wieder heilen, am besten, indem Dakota ihn zurücknimmt. Doch diese geht erst mal auf Abstand. Einige Monate. Landon ist auch nur ein Mann, und so kommt es, dass er sich über kurz oder lang der geheimnisvollen, älteren Nora – eine Freundin Tessas – annähert. Es ist für ihn ein großer Schritt, der eher unverhofft kommt – aus einer peinlichen Situation heraus entstanden – und der einen Stein ins Rollen bringt, der nach und nach sein so mühsam errichtetes Leben umzuschmeißen droht. Nora zieht ihn an und doch hat er noch so tiefe Gefühle für Dakota – die just zu diesem Zeitpunkt wieder bei ihm auftaucht und ihr (ehemaliges) Revier zu verteidigen versucht. Landon ist verwirrt, hin- und hergerissen und weiß einfach nicht, wie er sich entscheiden soll.

  • Wird er seiner alten Liebe zu Dakota noch eine Chance geben?
  • Oder traut er sich, das Unbekannte zu versuchen und Nora zu ergründen?
  • Kann er sich rechtzeitig entscheiden oder steht er am Ende allein da?
  • Wie wird Tessa auf Hardins Besuch reagieren?
  • Und was bedeutet das für ihre Freundschaft zu Landon?
  • Und was hat das Ganze eigentlich mit lila Zuckerguss zu tun?

Gönnt Euch ‚Nothing More‘ und taucht ein in die Geschichte um die gute Seele von nebenan – Landon -, die in Versuchung geführt wird und nicht weiß, ob sie dieser widerstehen kann. Anna Todd ist schriftstellerisch gewachsen und mit ihr ihr Schreibstil, der immer noch leicht und flüssig zu lesen, aber nicht mehr ganz so einfach gehalten ist. Sie vereint in diesem Buch subtil das Verruchte mit dem Harmlosen, gibt Landon – dem glatten Engel aus After – Ecken und Kanten, macht ihn sexier, ohne dass er dabei sein nerdig romantisch verklärtes Weltbild verliert. Seine Geschichte ist langsam, ruhig und unaufgeregt, doch hoch emotional für ihn. Sie spielt sich mehr in seinem Innern ab als in greifbarer Spannung – was es subtiler macht. Es passiert nicht viel an Drama und Action, aber der innere Gefühlskonflikt Landons wird erfrischend angenehm verdeutlicht und bereitet auf einen aufregenden Showdown in ‚Nothing Less‘ vor – zumindest denke ich das J.

Ich habe lange auf Landons Story gewartet, denn schon in der After-Reihe habe ich ihn schätzen und lieben gelernt. Hier bekommt er etwas mehr Raum, sich zu zeigen und seinen Charakter dem Leser näher, sich selbst in der Leser Herzen zu bringen. Er ist der typische gute Freund von nebenan, mit einer Vorliebe, die Welt zu heilen, seine Freunde zu retten und im Nerdheaven von u. a. Harry Potter zu schwelgen. Es lässt ihn nahe wirken. Macht ihn real, greifbar – ein Freund, auf den man immer zählen kann. Doch er möchte mehr sein als das und findet sich schnell im Dilemma zwischen dem Gewohnten, was er gut kann, und dem Neuen wieder. Es ist aufregend – auf eine andere Art und Weise –, ihm dabei zuzusehen, wie er versucht sich selbst – den Landon ohne Dakota! – zu finden. Dabei vergisst er seine beste Freundin nicht eine Sekunde, ist für sie da. Tessa. Wir bekommen Tessas und Hardins Trennungsphase am Rande mit und erhalten Landons Einschätzungen zu ihrer epischen Liebe.

„Ich wünschte, sie würde lachen, damit sie sich wieder daran erinnert, wie das ist.“

Nothing More‘ ist ein Buch über Freundschaft, aber auch, was es heißt, sich selbst zu entdecken, sich selbst zu sein. Ein Buch der Heilung. Landon bleibt dabei der immer gute, liebevolle, unterstützende Freund, der lernen muss, was es heißt, erwachsen zu sein und sich auch mal um seine Sehnsüchte und Wünsche zu kümmern.

„Ich bin das Wasser, das Flammen löscht, die Salbe, mit der man Brandwunden behandelt.“

Dakota mochte ich in diesem Buch überhaupt nicht – trotz ihrer tragischen Vergangenheit -, aber ich denke, das war hier auch so beabsichtigt. Die Autorin hat sie für mich hervorragend als das intrigante Biest hingestellt, damit es dem Leser leichter fällt, dass Landon sich langsam von ihr löst. Die Verbundenheit und charakterliche Treue zu ihr ist nach wir vor da, und das rechnet man ihm hoch an, doch er hat mehr Frauen in seinem Leben, als man zunächst denkt. Und ich bin gespannt, welche Vergangenheit und Düsterkeiten Nora mit sich rumträgt. Denn bisher blieb sie mir noch etwas fremd, was wohl dem Spannungsaufbau zum Nachfolgeband dienen soll. Diesmal wird die Geschichte nur aus einer Sicht beschrieben, Landon erzählt sie uns, was der Autorin Raum und Möglichkeiten schenkt, uns als Leser in seinen inneren Kampf absolut reinzuziehen und uns seine Gefühlswelt zu verdeutlichen. Das war mal eine Abwechslung, die mir sehr gefallen hat.

Die Charaktere und Beziehungen im Gesamten sind jedoch reifer geworden. Sie wirken nicht mehr so naiv, sind eigenständig, werden erwachsen. Einen kleinen Minuspunkt gibt es für mich in den doch recht häufigen Wiederholungen von Landons Gedanken, gerade in Bezug auf Dakota, aber auch in Hinsicht auf sein Zusammenleben mit Tessa. Hier nur ein Beispiel: es hätte durchaus genügt, bei der Dünne des Buches nur einmal anzusprechen, dass ihn der Straßenlärm der Großstadt nachts über die Maßen irritiert und er sich deshalb ein Gerät mit weißem Meeresrauschen zugelegt hat. Mir ist schon klar, dass viele Wiederholungen durchaus mit seiner inneren emotionalen Zerrissenheit zusammenhängen, aber an manchen Stellen wäre weniger mehr gewesen. Dann gibt es noch ein, zwei inhaltliche Patzer – zumindest erschienen sie mir so: Dakota verlässt fluchtartig eine Bar. Landon sieht noch ihre weiße Jacke um die Ecke huschen. Später bemerkt er, dass sie ja gar keine Jacke trägt und ihr kalt ist. Passt für mich nicht so ganz.

Die broschierte Ausgabe strahlt wie gewohnt mit einem edel wirkenden Cover und auch das Lesezeichen ist wieder einmal gigantisch gut. Das matte, fast samtige Schwarz mit dem silbernen Emblem wirkt toll – lockt an. Ich habe das Buch beim Friseur gelesen und wurde direkt darauf angesprochen, um was für eine schöne Geschichte es sich denn handelt, da das Cover schon so atemberaubend wäre. Schlicht und elegant, unaufgeregt, aber überzeugend. Die eingedruckte Playlist ist cool, und ein schönes Add-on, auch wenn mir ein wenig die Verbindung zum Inhalt des Buches fehlt, da dort nicht viele Lieder – aber dafür zum Teil von der Liste abweichende – angesprochen werden.

Abschließend lässt sich für mich festhalten, dass Band sechs ein unaufgeregter Pageturner ist, der reifer wirkt, besonnener. Anna Todd bleibt dabei ihrem schlichten und doch mitreißendem Erzähl- und Schreibstil treu, entwickelt sich aber auch ein Stück weiter. Man merkt dem Roman – im Positiven – an, dass sie eine Weile gebraucht hat, ihn so zu schreiben, wie er sich richtig anfühlt. Kurze Anmerkung hierzu: Für mehr, schaut doch in ihre Danksagung. Die Dauer hat dem Buch nicht geschadet. Es gefällt mir gerade deswegen, dass inhaltlich zunächst recht wenig passiert – ich denke mal, es soll einfach zu Band 7 hin aufbauen – mit am besten aus der ganzen Reihe. ‚Nothing More‘ ist Abschied und Neubeginn zugleich, es ist die Entwicklung zum eigenen Ich, das nicht mehr nur gibt, sondern auch lernt zu nehmen.

Eure Jil Aimée