Rezension – Weihnachten wird wunderbar: Roman –Lucie Castel

20.12.2018 13:06

#werbung #unbezahlt #presseexemplar

Kurzbeschreibung

Weil das Leben voller Überraschungen ist, sind die beiden Schwestern Scarlett und Mélanie am Tag vor Heiligabend nicht auf dem Weg nach Hause in die Bretagne, sondern sitzen am Flughafen von Heathrow fest: Wegen eines Schneesturms sind alle Flüge verschoben. Und das ausgerechnet in dem Jahr, in dem ihr Vater gestorben ist und sie ihre Mutter auf keinen Fall an Weihnachten allein lassen wollen. Und weil in Scarletts Leben immer alles schiefgeht, benutzt sie aus Versehen die Herrentoilette und trifft dort auf Willam, einen distinguierten englischen Gentleman, der sich einen ironischen Kommentar nicht verkneifen kann und ansonsten die Ruhe bewahrt. Als nach Stunden des gemeinsamen Ausharrens klar wird, dass der Flugverkehr eingestellt ist, lädt William die beiden Schwestern höflich ein, die Weihnachtstage in seinem Haus in Kensington zu verbringen. Doch dann steht unerwarteterweise Williams ganze englische Familie vor der Tür – Auftakt zu einem völlig verrückten Weihnachtsfest, das an gefühlsmäßigen Verwicklungen und tragikomischen Überraschungen nicht zu überbieten ist und an dessen Ende sich wundersamerweise zwei Hände unter dem Mistelzweig finden …

Erscheinungsdatum: 2. Oktober 2018, broschiert

Seitenzahl der Printausgabe: 272

Verlag: Thiele & Brandstätter Verlag

ISBN-13: 978-3851794083

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Ich habe dieses Buch als Presseexemplar vom Verlag erhalten. Dieser Umstand hat keinen Einfluss auf meine Bewertung.

Angaben zum Autor

Lucie Castel lebt und arbeitet als Lehrerin in Lyon. Schon immer wollte sie ein Buch schreiben. Und schon immer war Weihnachten ihr Lieblingsfest. »Weihnachten wird wunderbar« ist ihr erster Roman und wurde zum »Coup de Coeur« – das Lieblingsweihnachtsbuch der französischen Buchhändler. Lucie Castels nächster Roman »Was Krokodile zum Weinen bringt« ist in Vorbereitung.

Rezension – Von Flughäfen, Weihnachtsfesten und dem Wunsch der Weihnacht

Da das Buch eher kurz ist und der Klappentext schon einen sehr guten Einblick in den Inhalt gibt, ich nicht zu viel verraten, aber auch nicht einfach nacherzählen will, beschränke ich mich hier auf die Dinge, die mir gefallen oder nicht gefallen haben. Was den Inhalt angeht, verweise ich auf die Buchinfo.

Weihnachten wird wunderbar ist das Debüt von Lucie Castel, und noch dazu ein winterlich-weihnachtliches. Jeder, der mich kennt, weiß: Weihnachten und insbesondere Weihnachtsgeschichten, dafür schlägt mein Herz. Daher war ich sehr gespannt auf dieses Werk.

Natürlich wie bei allen Liebesromanen ist die Geschichte etwas vorhersehbar, aber das ist für mich auch irgendwie Bestandteil des Genres, wenn ich nach so einem Buch greife. Für mich zählt das Gefühl, was er in mir hinterlässt. Und das war durchweg positiv. Warum, fragt ihr euch? Das erzähle ich euch sehr gerne:

Dieses Buch hält Missverständnisse und Weihnachtsstress der besonderen Art bereit. Ist voll überraschender Wendungen und einzigartigen Charakteren. Doch das Herzstück dieser Geschichte sind die unverhofften Begegnungen. Sie schaffen einfach ein ganz eigenes Bild von Weihnachten und dem Wert des Festes. Zeigen aber auch, das Weihnachten im Herzen lebt und menschliche Nähe nicht an tatsächliche Distanz geknüpft ist. Eine wunderbare Botschaft und genau richtig fürs Fest. Man kann sich örtlich nahe sein, und doch im Herzen nicht weiter entfernt. Und umgekehrt. Ein Buch, das diesen Gedanken antreibt und zum Nachdenken darüber anregt. Etwas, was dieses Weihnachten wahrlich wunderbar macht. Denn auf die Nähe im Herzen sollten wir uns doch alle besinnen.

Fangen wir aber ganz vorne an: Beim Cover. Es ist einfach wundervoll und für mich bisher tatsächlich das schönste Cover aller von mir gelesenen Weihnachtsbücher. Es drückt Charme aus, ein Nachhausekommen, Ruhe und Erwartung zugleich. Diese mittige blaue Tür in einem Klinkerhaus, die junge Frau davor, deren Spannung wir nur erahnen können – alles ist einfach hoch stimmungsvoll. Gekrönt mit leichtem Schneefall, bekommt dieses Buch ein Kleid, nachdem ich wieder und wieder greifen würde. Der Titel selbst kommt im Vergleich dazu eher schlicht daher, auch wenn er mit einer Alliteration aufwartet. Weihnachten wird wunderbar – schlicht und erwartungsschürend zugleich, hoffen wir doch alle auf genau solch ein Fest. Ein Fest voll wunderbarer Momente. Nähe zur Familie, Liebe und Zuversicht. Manchmal reichen einfache Worte, um einen großen Einfluss zu haben. So ist es auch bei diesem Titel.

  • Doch hält die Geschichte, was Cover und Titel versprechen? Warten wir es ab.

Hier sei nur kurz angemerkt, dass ich persönlich eher ein Fan des Originaltitels (Pas si simple – nicht so einfach) bin. Einfach, weil dieser irgendwie genau die gegenteiligen Erwartungen zu dieser Geschichte schürt und für mich inhaltlich besser passt.

  • Was wird es also werden? Ein wirklich durch und durch frohes Fest, oder ist es doch von Hürden, Aufregungen und Herausforderungen gespickt? Seid gespannt.

 

»Auch wenn ich beseitigt habe, was meinen Horizon versperrte, besteht meine Familie noch immer aus Verrückten.«

 

Der Großteil der Charaktere ist wunderbar einfühlsam und sympathisch gezeichnet. Natürlich gibt es auch hier den einen Charakter, der einen mehr fordert, der aneckt. Aber das macht die Geschichte in ihrer Entwicklung auch so authentisch und abwechslungsreich, wenn auch leicht überspitzt. Etwas, was mir sehr gefallen hat.

Die Menschen in diesem Buch strotzen vor Unterschiedlichkeit. Da haben wir den trockenen Humor hier, das rechthaberische Biest dort. Den Sorgenmensch sowie der Im-Mittelpunkt-sein-Woller. Alles ist vertreten. Und das macht diese Geschichte so bunt. Es gibt Charaktere mit einer leichteren Vergangenheit und solche, die eine schwere Bürde und Folgen eines Unglücks zu tragen haben. Doch ein jeder kehrt es in einen Teil seiner Persönlichkeit um. Macht sich dadurch für den Leser individuell greif- und identifizierbar.

»Dies könnte ein Filmszenario sein […] Zieht diese Vorstellung mich an, oder schreckt sie mich ab?«

Was den Stil und die Erzählweise angeht, muss ich erwähnen: Ich war beeindruckt und habe es durch und durch genossen, die Zeilen zu lesen. Es geht, dem Titel zum Gegenteil, nicht immer heiter zu. Auch tief greifendere Geschehnisse und Themen sowie deren Einfluss auf die Persönlichkeiten in der Geschichte werden eingewoben. Der Stil ist flüssig, atmosphärisch, weihnachtlich und leicht, wird aber auch der teils integrierten Schwere der Geschichte gerecht. Man durchlebt hier beim Lesen einfach alles: Lachen, Weinen, Schmunzeln, Verzweifeln, Wünschen, Sehnen, Lieben. So soll es sein.

»Dazu aber muss ich seine Persönlichkeit erkunden und Fäden zwischen unseren Seelen knüpfen.«

Dabei wird man von einer wunderbar bildhaften Sprache, pfiffigen Dialogen und einer behaglichen Szenerie durch die Seiten getragen. Diese Weihnachtsgeschichte überzeugt einfach, man geht so in ihr auf, dass man am liebsten noch viel mehr davon lesen möchte.

Der Esprit spritziger Dialoge und das Gefühl, Teil oder Beobachter dieser besonderen Geschichte zu sein, die wie ein wohl inszeniertes und dennoch glaubhaftes Theaterstück wirkt, sind für mich das Sahnehäubchen dieses Romans.

Wer also noch ein weihnachtliches Geschenk last minute sucht, das einen Schlagabtausch von Ernsthaftigkeit und Humor bietet und zudem mit weihnachtlichem Flair der besonderen Art aufwartet: das hier ist es.

Eure Jil Aimée