Rezension - Wenn Liebe Cowboystiefel trägt - Emily Bold

04.04.2017 17:50

Kurzbeschreibung

Als Avery Davis nach acht Jahren und einem schweren Kampf gegen den Krebs in ihren Heimatort Littletree zurückkehrt, steht sie vor den Trümmern ihres Lebens. Ohne Job, ohne Partner – und ohne Haare. Doch ihr unfreiwilliger Neuanfang wird noch verkompliziert, als sie dort ausgerechnet ihrer Jugendliebe Mason King in die Arme läuft. Der draufgängerische Rodeo-Reiter und Lokalheld rüttelt Avery mit seinen Sprüchen ganz schön auf und weckt längst vergessene Erinnerungen. Doch ein Mann, der seine Gesundheit bei jedem Ritt aufs Spiel setzt, wird nie verstehen, wie hart sie um ihr Leben gekämpft hat. Auf so einen Mann kann sie sich nicht einlassen – egal, was ihr Herz sagt.

Erscheinungsdatum: 28. März 2017

Seitenzahl der Printausgabe: 302

Verlag: Montlake Romance

ISBN-10: 1477824634

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Angaben zum Autor

Emily Bold lebt mit ihrer Familie in einem idyllischen Ort in Bayern mit Blick auf Wald und Wiesen – äußerst ruhig und inspirierend. Sie schreibt Liebesromane für Jugendliche und Erwachsene.

Rezension – Manchmal ist es das Risiko wert, zu fallen!

In ‚Wenn Liebe Cowboystiefel trägt‘ kehren wir mit Avery Davis nach acht langen Jahren, einer misslungenen Beziehung und dem besiegten Krebs in ihre Heimatstadt zurück: Littletree. Dort versucht sie, sich selbst erst mal ins eigene Leben zurück zu kämpfen, im Schoß ihrer Familie. Eine Familie, die sie während dem Kampf gegen den Krebs ausgeschlossen hatte, weil sie sie nicht zu sehr verletzen wollte. Für den Fall, dass sie verliert. Eine Familie, die nun nur allzu gern für die verlorene Tochter da ist. Avery ist am Boden, scheint nichts mehr zu haben. Kein Zuhause, keinen Job, keinen Partner. Doch dann findet sie gerade in der Stadt, der sie einst für immer den Rücken kehren wollte, genau das, was ihr so fehlte: neuen Lebensmut.

Damals wollte, musste Avery aus Littletree fort. Um einer Liebe zu entfliehen, die sie aufzufressen drohte, der sie aber keine Zukunft geben konnte. Die Liebe zum Schul-Beau Mason King – leidenschaftlich, stürmisch, tragisch. Tragisch deshalb, weil es für ihn nur eine Wette gewesen zu sein schien, während sie damals ihr Herz an ihn verloren hatte. Um dieses zu schützen, floh sie in ein neues Leben in die Großstadt. Dort war sie in den letzten Jahren erfolgreich im Finanzsektor tätig – die immer kühle Businessfrau, die es vermochte, mit dem Jonglieren von Zahlen anderen ganze Vermögen zu verschaffen. Beruflicher Erfolg war ihr garantiert, und auch privat schien mit ihrem neuen Partner und Kollegen Phil alles richtig zu laufen. Bis der Krebs kam, und mit ihm der Betrug. Denn anstatt ihr wirklich zur Seite zu stehen, floh Phil sich in die Zuneigung einer anderen Frau. Gerade dann, als Avery ihn am meisten gebraucht hätte. Ihre Welt zerbrach. Und als der Krebs nach einem langen Kampf endlich besiegt war, war mit ihm nicht nur ihre Beziehung, sondern auch ihr Job und ihre Perspektive gegangen. Manche Dinge zerbrechen einfach, können nicht mehr zusammengefügt werden.

So kehrt Avery nun nach Litteltree, das verschlafene Örtchen zurück, in dem jeder jeden kennt und Geheimnisse von allen geteilt werden. Sie erhofft sich zunächst nicht zu viel, nur etwas Abstand, Luft zum Atmen, einen Neuanfang, ein ‚Zu-Kräften-kommen‘, bis sie stark genug wäre, in die Großstadt zurückzukehren und wieder in die Welt der Finanztransaktionen zu tauchen. Vielleicht würde der Krebs nicht mehr zurückkommen und sie irgendwann keine Risikoanlage – wie sie sich selbst nun sah – mehr sein.

Doch da hat sie die Rechnung ohne Littletree und die Vergangenheit gemacht.

Denn nicht nur ihre Familie ist für sie da, hilft ihr dabei, wieder aufzustehen. Gibt ihr ein Dach über dem Kopf, einen Job sowie Freundschaft und Liebe. Auch Mason, ihre Jugendliebe, tritt wie der Zufall es so will wieder in ihr Leben, und versucht mehr denn je, ihr nahe zu sein. Und so sehr sie sich auch wehrt und darum bemüht, dem Charme des waghalsigen Cowboys zu widerstehen, er geht ihr einfach unter die Haut. Doch Mason liebt die Gefahr, den Absprung, das Fallen. Als Cowboy und Rodeo-Held spielt er ständig mit seinem Leben, es scheint ein Spaß für ihn zu sein, den Nervenkitzel bis ins höchste Maß auszukosten, wo Avery doch weiß, wie bitter ernst es werden kann.

  • Wird sie damit klarkommen, dass das Leben voller Fallen und dem Fallen steckt?
  • Sind ihre Gefühle echt oder ist es nur die Sehnsucht nach dem, was sie verloren hat?
  • Was ist mit Mason?
    • Will er die Wette von damals immer noch gewinnen?
    • Oder möchte er ihr aufrichtig nahe sein?
  • Verrennen sich am Ende beide nur in das Gewohnte, das Einfache?
  • Kommt der harte Aufprall in der Realität schneller als gedacht?
  • Und kann man den Krebs wirklich endgültig besiegen?

Lasst Euch von Masons Lasso einfangen und taucht ein in eine Geschichte, die das Leben nicht besser hätte schreiben können. Mit ihrem neuen Roman schafft Emily Bold genau das: eine Geschichte des Lebens, in der man jeder Zeile die Liebe zum geschriebenen Wort entnehmen kann. Sie gibt dabei starken, echten Charakteren ein Leben, das in seinen Bann zieht. Jeder Charakter, ob Haupt- oder Nebendarsteller, wirkt durchdacht, ausgefeilt, einfach rund. Sie alle haben Ecken und Kanten, Sorgen und Lieben. Vor allem stecken sie aber voller Leben. Gerade so auch Avery, die doch selbst auf der Suche nach ihrem Leben scheint. Bei allem, was sie verloren hat, kämpft sie, lässt den Kopf nicht hängen. Verfällt nicht ins Düstere, sondern gibt ihrem Dasein Stück für Stück den so schmerzlich vermissten Sinn zurück. Und manchmal liegt dieser eben nicht in Finanzmarkttranskationen, sondern dem Retten eines kleinen Kitzes. Darin, jemand anderem neues Leben zu geben. Das erkennt auch Avery mit der Zeit in Littletree. Was es aber damit auf sich hat, wird an dieser Stelle nicht verraten. Denn gerade die Geschichte um das Kitz und allem, was dazugehört, macht für mich das Herzstück dieses wundervollen Romans aus. Etwas, das jeder für sich selbst entdecken sollte.

Die Autorin hat einfach eine vielschichtige Wohlfühlgeschichte voll Mut, Herzflattern und Charakteren zum Mitleiden und Liebhaben geschaffen. Es besteht die perfekte Balance zwischen Sorge und Drama sowie Leichtigkeit und Lebensfreude. Dabei liebe ich vor allem Averys Schlagfertigkeit in manchen Situationen, die dem Roman einen gewissen Wert an Humor verleiht, und die sie sich trotz ihrer Krankheit behalten hat. Aber auch ihre Strenge und Klarheit die Krankheit betreffend, berühren und überzeugen einfach.

„Es kostete Mut, sich dem Leben zu stellen.“

Vieles erfährt man im Verlauf Häppchenweise, nicht alles auf einmal, und wird somit durchweg durch die Geschichte gesogen. Alles ist so erzählt, wie es einem guten Bekannten, einem Nachbarn oder sogar einem selbst passieren könnte. Und der Gedanke Sexy Cowboy trifft auf Finanzmarktprinzessin, der der Geschichte unweigerlich beiwohnt, ist doch nicht alles, was zählt. Die Geschichte ist so viel mehr: Fertigwerden mit Verlusten, Erkennen von Lebensmut und -willen, Liebe, Familie, Freundschaft. Lebensnahe Ängste und Sorgen. Dabei ist es ein echter Pageturner. Die Autorin bleibt mit diesem Roman ihrem gewohnt flüssigen, einnehmenden, bildhaften Schreibstil treu. Kreiert eine Erzählweise, die einen in ihrer Locker- und Klarheit die Seiten im Flug nur so umschlagen und die Geschichte in einem Rutsch verschlingen lässt. Man kam beim Lesen gut in die Geschichte und konnte die Entwicklungen dieser und die Entscheidungen der Charaktere im Verlauf sehr gut nachvollziehen, ihre Emotionen nachempfinden. Das Buch schafft auch ein Stück weit Hoffnung, nicht aufzugeben, weil das Leben sich eben einfach lohnt. Trotz und gerade wegen allem. Allen Höhen und Tiefen. Es sind genau diese Momente, die es erst ausmachen. Besonders reizend und die Geschichte anheizend empfand ich die Rückblicke in die gemeinsame Vergangenheit der beiden Protas. Das gibt dem Roman noch mehr Potenzial und verdeutlicht, wie verflochten zwei Leben trotz räumlicher und zeitlicher Distanz über die Jahre hinweg doch sein können. Und man stellt sich unweigerlich die Frage, ob sie sich damals hätten anders entscheiden sollen. Liebe vermag es eben, die Prioritäten neuzuordnen.

„Der Himmel war sternenklar und die Lichter der Stadt ein funkelndes Band in der Ferne.“

Ich kann nur immer wieder sagen: Emily Bolds Geschichten lese ich einfach gerne, weil sie einerseits so ins Herz gehen und die Fantasie beflügeln, andererseits aber auch von realen Sorgen und Beziehungen erzählen, die für den Leser greifbar und identitätsstiftend sind. Zumindest erging es mir wieder so beim Lesen. Lediglich an manchen Stellen, vor allem im Aufeinandertreffen von Mason und Avery hätte ich mir etwas mehr Herzflattern und Länge gewünscht. Auch den finalen Abschied von ihrem Ex hätte ich mir ein wenig schlagfertiger vorgestellt. Doch das wird durch die wirklich liebevolle Erzählung und die bildhafte Sprache sowie die Tiefe der Nebencharaktere wieder wettgemacht und die Geschichte so zum Blickfang, wie auch Mason eine Augenweide ist. Ihr werdet es schon lesen.

Auch das Cover selbst ist ein kleiner Hingucker, lädt direkt auf eine Ranch in die Staaten ein – mit dem Lasso, Heu und Cownboystiefel – natürlich in einem süßen Pink gehalten. Der Titel passt ebenso einfach perfekt und fügt sich wiedererkennungswertstiftend in Emily Bolds Montlake Veröffentlichungen ein.

Wenn Liebe Cowboystiefel trägt‘ ist ein kurzweiliges, intensives Lesevergnügen für schöne, gefühlvolle und doch auch dramatische Lesestunden. Die Geschichte ist vielseitig, durchdacht, nicht oberflächlich – hinter jedem Charakter steckt mehr, als man zunächst sieht oder vermutet. Vor allem aber ist sie der Kampf zurück ins Leben, auch wenn dieses sich vielleicht geändert hat. Es ist Heilung und Lebensfreude zugleich.

„Indem sie ihnen half, half sie auch sich selbst.“

Meine ganz klare Leseempfehlung an Euch, und ich bin schon auf das nächste Werk aus Emily Bolds Feder gespannt.

Eure Jil Aimée